In jedem Ayurveda Kochkurs erwähne ich bei der Beschreibung der ayurvedischen Morgenroutine das Ölziehen. Nur wenige kennen es, nur ganz wenige praktizieren es regelmäßig. Immer wieder gibt es viele Fragen dazu. Zeit, sich eingehender damit zu beschäftigen.
Warum, wie und womit sollten wir also täglich morgens Ölziehen?
Ölziehen hat eine jahrtausendealte Tradition – nicht nur in der ayurvedischen Medizin, sondern auch in der tibetischen, in der russischen und in der chinesischen. Das ist keine Überraschung. Denn das Wissen über Schlacken und Giftstoffe im Körper und wie wir diese loswerden, ist nicht neu.
Um gesund zu bleiben, gehört unser Körper regelmäßig von außen und von innen gereinigt. Diese Reinigungsmaßnahmen werden in der ayurvedischen Lehre sehr gut beschrieben. Eine davon ist das Ölziehen.
Warum also regelmäßig Ölziehen?
Ölziehen entschlackt und entgiftet
Zu viele ungesunde Nahrungsmittel, Alkohol, Stress, Medikamentenreste, Konservierungsmittel, Schwermetalle etc. fordern unseren Körper ziemlich. Ständig, vor allem in der Nacht, ist er daher mit Entgiftung beschäftigt. Leber, Nieren, Haut und Lymphsysteme arbeiten auf Hochtouren (deshalb sollten wir die Pitta-Zeit zwischen 22 und 2 Uhr auch zum Schlafen nutzen und unseren Körper damit unterstützen…).
Wenn wir unseren Körper nicht bei der täglichen Entschlackung unterstützen, bilden sich Altlasten/Schlacken (Ama) – eine Mülldeponie sozusagen. Eingelagert werden diese im Bindegewebe, in Fettzellen oder den Gelenken. Auch im Darm kann sehr viel Müll zwischengelagert werden, der ein hervorragender Nährboden für krankmachende Keime und Pilze ist. Dazu empfehle ich mal das Video zu einem gesunden und einem kranken Darm anzuschauen. Dieses Video https://www.youtube.com/watch?v=E7KVAnnElRQ&has_verified=1
verdeutlicht sehr anschaulich, wie ein gesunder und wie ein kranker Darm aussehen. Bitte nicht mit vollem Magen anschauen – es ist teilweise doch ziemlich eklig. Sollte der Link nicht funktionieren, dann gibt in Youtube einfach "Darm verschlackt" ein und du findest den Film von verschiedenen Anbietern hochgeladen.
Ölziehen stärkt das Immunsystem
Der Darm ist außerdem der Sitz unseres Immunsystems. Halten wir ihn sauber, dann ist auch unser Immunsystem gestärkt und fit! Über Nacht sondert unser Körper angefallene Giftstoffe ab. Auch die Mundschleimhaut arbeitet da intensiv. Den weißen Zungenbelag in der Früh kannst du meist deutlich sehen, aber die Hintergründe für das morgendliche Zungenschaben füllen einen eigenen Blog, der sicher bald mal entstehen wird. Beim Ölziehen bindet das Öl diese Stoffe an sich und kann so ausgeschieden werden.
Durch das kräftige Bewegen des Öls im Mund werden die Drüsen in der Mundschleimhaut besser durchblutet und angeregt. So können auch tiefer gelagerte Schad- und Giftstoffe in den Mundraum gezogen und dann ausgeschieden werden. Auch so wird zusätzlich das Immunsystem gestärkt, da im Speichel Eiweißkörper enthalten sind, die für die Abwehr von Krankheitserregern notwendig sind und die Anregung der Speicheldrüsen stärkt deren Produktion.
Ölziehen regt auch andere Organe zum Entgiften an
Noch ein Zusatznutzen: die Anregung der Speicheldrüsen setzt Enzyme frei, die die Funktionen der Organe und Gewebe im Körper direkt aktivieren. Damit wird auch deren Entgiftungsarbeit intensiviert.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden die Zähne bestimmten Organen, Schmerzen und sogar Gefühlen zugeordnet. Hier wird davon ausgegangen, dass das intensive Hin- und Herbewegen des Öls im Mundraum wie eine Akupunktur auf alle Organe wirkt und diese stimuliert.
Ölziehen entschärft Zeitbomben im Mund
Mit dem Ölziehen werden schädliche Keime und Bakterien aus dem Mundraum abtransportiert und unsere Zähne geschützt.
Wie geht das Ölziehen? Was brauche ich?
Du brauchst (am besten jeden Morgen) 5 Minuten Zeit. Ich mache das, während ich das Frühstück vorbereite und noch niemand mit mir spricht.
Der beste Zeitpunkt ist morgens, weil da die über Nacht abgesonderten Schlacken, Schad- und Giftstoffe in der Mundschleimhaut präsent sind. Und zwar gleich als erstes in der Früh – noch vor dem Glas Wasser oder dem ersten Kaffee/Tee.
Am besten nimmst du einen Esslöffel voll Öl in den Mund. Ist dir das zu viel, probiere es mit einem Teelöffel.
Schlürfe das Öl in den Mund und schieb und zieh es dann fest hin und her. Ohne Anstrengung, Verkrampfung oder Anspannung. Einfach hin und her ziehen.
Das machst du ca. 5 Minuten lang. Das Öl verändert in dieser Zeit seine Konsistenz. Es wird wässriger, weil es sich mit deinem Speichel verbindet. Es verändert auch Geschmack und Farbe. Wenn es dir nicht mehr schmeckt und es weißlich wird (was du natürlich erst beim Ausspucken siehst), dann ist es Zeit, es auszuspucken. NICHT SCHLUCKEN!
Nach dem Ausspucken solltest du deine Mundhöhle gründlich ausspülen und auch dieses Wasser nicht schlucken, sondern ausspucken.
Erst danach kannst du dein erstes Glas warmes Wasser genießen und deine Organe von innen reinigen.
Als Öl verwendest du ein hochwertiges kalt gepresstes Pflanzenöl. Ob du gerne Olivenöl, Sesamöl oder ein spezielles Kräuteröl für die Mundspülung verwendest, ist wirklich Geschmackssache. Vorsicht beim Sesamöl: dieses erhöht Pitta.
Hochwertiges Olivenöl kann ich dir von Ute + Nico Kindlinger "Ilios Grünes Gold" empfehlen: https://www.ilios-gruenesgold.at/. Alternativ verwende ich oft ein ayurvedisches Mundspülöl, das mit Kräutern angereichert ist: Gandusha Thaila.
Wenn du mehr dazu wissen willst, empfehle ich dir das Buch von Birgit Frohn "Die Ölzieh-Kur".
Zusammenfassend kann ich nur nochmal betonen, dass das Ölziehen eine enorme Unterstützung deines Körpers bei seiner täglichen Entgiftungsarbeit ist und du es unbedingt eine Zeit lang ausprobieren solltest! Ich hoffe, ich konnte dir Gusto drauf machen und freue mich auf deine Rückmeldung.
Alles Liebe, deine
Cornelia Pessenlehner
Kommentar schreiben